Betty meint: Eure einzig richtige Meinung kotzt mich an!

Veröffentlicht von Betty am

Betty meint: Eure einzig richtige Meinung kotzt mich an!

Für die neuen Leser unter euch: Dies ist ein Rant. Ein Rant ist ein „sich Luft machen“. Er will nicht unbedingt konstruktiv sein. Er will auf Missstände hinweisen. Er will unbequem sein. Er will zum Nachdenken anregen. Er will provozieren. Während meiner Zeit bei den Teilzeithelden, habe ich in unregelmäßigen Umständen so einen Rant abgelassen in der Kategorie „Betty meint“. Diese Tradition möchte ich fortführen. Fühlt euch also nicht direkt angegriffen… es sei denn, der Schuh passt euch. 😉

Wisst ihr, was mich ankotzt? Das jeder meint, er hätte die einzig allgemeingültige Definition von LARP. Klar, jeder von euch betont, dass Larp ja ach so vielseitig sei und jeder sich da ausleben könne, wie er wolle. Dann erlebe ich allerdings im gleichen Atemzug, dass die anderen das scheinbar nur solange dürfen, wie sie sich dabei an eure eigenen ungeschriebenen Regeln halten. Denn alles ist nur so lange okay, wie es in euer Wertebild passt. Gott bewahre, wenn jemand an anderen Dingen Spaß haben könnte als ihr. Dann wird er mit Schimpfwörtern belegt, die ihr in der Szene selbst dafür geschaffen habt. Gewandungsgriller, Pappnase, Powergamer, Tyron Nightfire sind dabei nur einige der Wörter, die ich immer wieder höre. Und das geht weiter, denn die Grabenkämpfe findet man überall in unserem ach so schönen Hobby: DKWD(D)K v. Punkteregelwerk (und welches?); Endzeit vs. Fantasy vs. jedes andere Setting; Nordic Larp vs. „einfach nur so Larpen“; „wie realistisch darf’s denn sein in der Darstellung (zu so ziemlich jedem Thema, sei es nun Fesseln, Folterspiel, sexuelle Inhalte etc. aber auch Magiedarstellung etc.). Merkt ihr eigentlich noch, wie ihr eure eigene These der Vielfalt damit ad absurdum führt? Jeder Blick in die Larp-Foren/-Gruppen ist nur noch zum Brechen. Die Vielfalt wird zum Schein gefeiert, im Kern seid ihr aber nicht besser als jeder überbürokratische Kleingärtnerverein irgendwo im Sumpf einer deutschen Großstadt.

Klar gibt es da noch „das andere L.A.R.P.“ das ihr selbst nicht macht, und das ist okay, aber hey, wir alles wissen doch, dass das eigene larp eigentlich das Beste ist… so wie es sich gehört. Erst vorgestern musste ich lesen: „Ja, aber Rollenspiel gehört doch nun mal dazu, sollen die doch Cosplay machen“ als ich in einem Diskurs schrieb, dass es Leute gäbe, die Larp vor allen Dingen betreiben würden, weil sie sich da coole Gewandungen basteln.

Bullshit!

Wer seid ihr zu definieren, woraus andere ihren Spaß ziehen dürfen? Und wieso ist euer eigener Weg Spaß zu haben legitimer als der Weg von anderen? Weil euer eigenes Wertebild es euch so vorgibt, und aus keinem anderen Grund. Weil ihr auf genau diese Art und Weise sozialisiert wurdet im Larp. Aber wenn dass das einzige ist, was euch legitimiert… den gleichen Grund haben alle anderen auch, also mal schön die Klappe zu und ab dafür.

LARP ist vielfältig, ja, aber vor allem, weil es kein einheitliches Muster gibt. Weil jeder machen kann, was er will, solange er Leute findet, die freiwillig mitmachen. Es gibt keine No-Gos, außer, dass es einen Konsens der Anwesenden geben sollte. Das ist wie beim Sex, wo auch alles okay ist, solange alle Beteiligten damit okay sind. Und euch kann es gottverdammich nochmal egal sein, ob der Typ da drüben sich gerne auspeitschen lässt oder das Mädel dort gern in Windeln und Schnuller durchs Wohnzimmer robbt. Ihr müsst ja nicht mitmachen. Umgekehrt müssen die auch nicht mitmachen, wenn ihr euch mit Honig einschmieren lasst. Also kann es euch auch egal sein, ob irgendwo Leute Spaß daran haben, Folterspiel mit in ihr Larp einbauen zu lassen, Dreiviertel-Dämonen-Engel-Echsen mit Elfen-Zieheltern zu spielen oder sich eben eine Loot-Schleife wie in Diablo in ihrem LARP wünschen. WHO THE F**K CARES?

Das Ganze (larp-)Leben wird viel entspannter, wenn man einfach mal (an-)erkennt, dass andere LARPer andere Wege haben Spaß zu haben, und alle gleich valide sind, solange sie auf einem Konsens der Teilnehmenden beruhen. Ihr müsst ja einfach nicht mit denen spielen. Ein weiterer Grund übrigens, als Orga möglichst klar vorher zu definieren und kommunizieren, was für einen Spielstil man auf seinen Veranstaltungen mag… dann verhindert man das Zusammenprallen der verschiedenen, inkompatiblen Spielphilosophien.

Hinterfragt also doch lieber erst einmal eure eigenen Werte als die eures Gegenübers, wenn ihr mit seiner Art zu larpen nicht klarkommt. Nehmt eure eigenen Definition, was L.A.R.P. ist und was LARP nicht ist, nicht als gegeben an für alle, sondern öffnet euch für neue Möglichkeiten… oder kurzum:
„Fragt nicht, was euer Larp für euch tun kann, sondern…“

PS: Ja, ich weiß, dass ich Larp jedes Mal anders geschrieben habe. Das war durchaus beabsichtigt. Denkt mal drüber nach.


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